Qualität von Anfang an – Das ist oft einfacher gesagt als getan. Vor allem bei der Entwicklung von neuen Produkten lassen sich viele Anforderungen erst spät im Entwicklungsprozess überprüfen. Wird in Design Reviews mit Kunden dann klar, dass am Produkt noch Änderungen erfolgen müssen, wird es schnell sehr teuer. Um das zu verhindern versucht man zunehmend, den Kunden früh in den Produktentwicklungsprozess zu integrieren (Customer-Co-Creation, agile Produktentwicklung). Um dies zu ermöglichen, kommen zunehmend virtuelle Prototypen zum Einsatz. An diesen können bereits zu einem vergleichsweise frühen Zeitpunkt im Entwicklungsprozess sehr anschaulich Funktionalitäten und Designs von Produktentwürfen mit den Kunden getestet werden.
Die Spielarten der virtuellen Produktpräsentationen sind sehr vielfältig. Die Grenzen zwischen Realität und Virtualität verschwimmen immer mehr, wodurch auch die Qualität an virtuellen Prototypen immer realitätsnäher erlebbar wird. Gleichzeitig steht durch die simulative Präsentationsform eine große Datenbasis für die Analyse virtueller Design Reviews zu Verfügung. Diese eröffnet durch eine geschickte Kombination mit modernen Verfahren, wie beispielsweise Eye-Tracking und künstlicher Intelligenz, ganz neue Potenziale für neuartige Formen der Qualitätsanalyse.
So kann etwa durch den Einsatz von Eye-Tracking der Fokus der Probanden am Produkt mitverfolgt werden. Es können unausgesprochene Interessen, Irritationen und Anforderungen sichtbar gemacht werden und Befragungen zu Produktmerkmalen entsprechend der gerade vorherrschenden Interessenschwerpunkte an die Probanden angepasst werden. Gleichzeitig kann durch den Einsatz künstlicher Intelligenz der Analyseaufwand zur Auswertung von Design Reviews wesentlich reduziert werden. Ebenso lassen sich mittels maschinellen Lernens in Lastenheften dokumentierte Anforderungen leichter verwalten und optimieren.
In diesem Vortrag von Professor R. Refflinghaus und M.Sc. L. Stubbemann vom Fachgebiet Qualitäts– und Prozessmanagement der Universität Kassel, erfahren Sie, warum dieses Thema nicht nur in großen Unternehmen zunehmend an Bedeutung gewinnt. Erleben Sie selbst verschiedene Arten der Vermischung virtueller und realer Welten, die für Produktpräsentationen genutzt werden können. Erfahren Sie zudem, wie sich virtuelle Realität, Eye-Tracking und künstliche Intelligenz kombinieren lassen, um das Anforderungsmanagement zu vereinfachen und damit die Produktqualität zu erhöhen.