Lean Kon­fe­renz 2019


Auf der  Lean-​​Konferenz 2019 in der IHK Frank­furt am Main beschäf­tig­ten sich 300 Gäste und 18 Aus­stel­ler einen Tag mit der „Effi­zi­en­ten Wert­schöp­fungs­kette mit digi­ta­ler Unter­stüt­zung“.  Dazu hör­ten sie eine Keynote über den Kenn­zah­len­alp­traum von Prof. Dr. Gun­ter Dueck und 12 inter­es­sante Pra­xis­bei­spiele aus mitt­le­ren und gro­ßen Unter­neh­men.

Einige Vor­träge aus den par­al­le­len Foren kön­nen sie hier noch ein­mal erle­ben:

Keynote: Prof. Gun­ther Dueck – Kenn­zah­len­alp­traum

1a.) Mar­cel M. Fackert – Linde Mate­rial Hand­ling

1a.) Mar­kus Wolf – Mann & Hum­mel GmbH

1b.) Alex­an­der Rauch – Adam – Coca-​​Cola Euro­pean Part­ners

2a.) Byung-​​Hee Glugla – Luft­hansa Cargo

2a.) Uwe Wolf – Jakob Maul GmbH und Joscha Kai­ser – CiP

2b.) Paul Her­warth von Bit­ten­feld – Sei­bert Media GmbH

3a.) Toni Patz­ner – ASM Assem­bly Sys­tems GmbH

3b.) Dr. Eleo­nore Stei­nert – Rohde & Schwarz GmbH

3b.) Michael Wicken­hö­fer – Viess­mann Werke GmbH 

Abschluss-​​Vortrag: Ste­fan Bart­scher – BMW Group

 

Die rich­tige Diät fürs Unter­neh­men fin­den

Luft­hansa Cargo flie­gen wöchent­lich etwa neun­tau­send­mal 300 Flug­hä­fen in über 100 Län­dern an. Jedes Fracht­stück wird von Dut­zen­den Papie­ren beglei­tet, die jeden Aspekt der inter­na­tio­na­len Ware doku­men­tie­ren. Auf dem Weg ins Flug­zeug pas­siert sie unter Ein­satz etli­cher Lade– und Trans­port­ge­räte meh­rere Inspek­ti­ons­schritte. Die­ser Vor­gang wurde in den ver­gan­ge­nen Jahr­zehn­ten erheb­lich ver­schlankt – durch die kon­se­quente Ent­fer­nung von Papier aus dem Trans­port­pro­zess. Heute lie­gen alle Infor­ma­tio­nen an jedem Kon­troll­punkt zugleich digi­tal vor. Nichts gerät abhan­den. Dank der Mög­lich­keit zum Online-​​Check-​​in – in Ana­lo­gie zum Pas­sa­gier­be­trieb – redu­ziert sich die Anzahl der Vor-​​Ort-​​Checks auf ein abso­lu­tes Mini­mum, und für die wich­ti­gen ver­blie­be­nen Inspek­tio­nen – bspw. von Gefahr­gut – bleibt mehr Zeit.
Die Digi­ta­li­sie­rungs­pro­zesse der Luft­hansa Cargo waren eines von drei­zehn ein­drück­li­chen Pra­xis­bei­spie­len, anhand derer die Red­ner der Lean-​​Konferenz am 19. Februar in der IHK Frank­furt die enge Ver­zah­nung von Digi­ta­li­sie­rung und Lean-​​Management demons­trier­ten. „Vor zwei Jah­ren wäre noch emp­foh­len wor­den, dass Unter­neh­men erst ihre Effi­zi­enz stei­gern und dann über digi­tale Lösun­gen nach­den­ken soll­ten“, so die stell­ver­tre­tende IHK-​​Präsidentin Karen Hoyn­dorf, die das drei­hun­dert­köp­fige Fach­pu­bli­kum im Ple­nar­saal der IHK begrüßte. „Heute ist das nicht mehr denk­bar. Alles fin­det gleich­zei­tig statt. Die digi­ta­len Gad­gets hel­fen bei der Ein­füh­rung von Lean-​​Konzepten.“

Lean ist nicht gleich Lean

Lean-​​Management – also die sys­te­ma­ti­sche Stei­ge­rung der Effi­zi­enz – soll die Ver­schwen­dung von Zeit, Geld und Mate­rial mini­mie­ren und die Unter­neh­mens­pro­zesse har­mo­ni­sie­ren. Das erfor­dert sys­te­ma­ti­sches Vor­ge­hen, Sen­si­bi­li­tät für die Mit­ar­bei­ter­per­spek­tive und die genaue Kennt­nis aller Unter­neh­mens­ak­ti­vi­tä­ten.
Vor wel­chen Gefah­ren sich über­eif­rige Lean-​​Manager wapp­nen müss­ten, skiz­zierte Pro­fes­sor Dr. Gun­ter Dueck, Keynote-​​Speaker der Kon­fe­renz. Wer „zu lean“ arbeite, erhöhe die Aus­fall­ri­si­ken: „Wenn die Deut­sche Bahn zu viele Redun­dan­zen eli­mi­niert, hat sie kei­nen Ersatz mehr vor Ort, wenn das nächste Mal was kaputt­geht.“ Zudem gehe mit der Lean-​​Methode oft eine Zer­le­gung der Pro­zesse in ihre Ein­zel­teile ein­her – das min­dert die Inno­va­ti­ons­kraft des Unter­neh­mens. Leid­tra­gende sind am Ende häu­fig die Mit­ar­bei­ter, denn durch schlech­tes Lean-​​Management ent­ste­hen rasch Über­las­tun­gen, unbe­frie­di­gende Struk­tu­ren und Stress.
Auch Petra Hoyn­dorf warnt, dass für Erfolge kon­stante Moti­va­tion von Manage­ment und Mit­ar­bei­tern not­wen­dig ist. Neue Kom­pe­ten­zen ent­ste­hen; andere wer­den redun­dant. „Sie müs­sen im Betrieb eine Lean­kul­tur eta­blie­ren.“
Dass Lean dabei nicht gleich Lean ist, zei­gen wei­tere Bei­träge der Kon­fe­renz, die über den Tel­ler­rand der Indus­trie hin­aus auch Berei­chen wie IT und Admi­nis­tra­tion ent­stam­men. Die Alfred Kärcher SE & Co. KG aus Win­nen­den – ein Her­stel­ler von Rei­ni­gungs­tech­nik – setzt Lean-​​Management bereits seit 2002 ein. Speaker Jens Heger berich­tete vom Ein­satz von Lean-​​Ansätzen auf drei ver­schie­de­nen Unter­neh­mens­ebe­nen: Pro­duk­tion, interne Logis­tik und Sach­be­ar­bei­tung. Um alle 13.000 Mit­ar­bei­ter in den fünf Wer­ken welt­weit in Sachen Lean aus– und wei­ter­zu­bil­den, betreibt das Unter­neh­men seine eigene Aka­de­mie.
Alex­an­der Rauch-​​Adam, der Senior Con­ti­nuous Impro­ve­ment Mana­ger von Coca-​​Cola nennt hin­ge­gen als zen­tra­len Bene­fit der Ver­bes­se­rungs­pro­zesse, die im Unter­neh­men auf allen Unter­neh­mens­ebe­nen ein­ge­bun­den sind, dass zu jedem Zeit­punkt genaue Kennt­nis über alle Pro­bleme und ihre Prio­ri­tä­ten besteht.

Die rich­tige Diät fürs Unter­neh­men

Wer abneh­men will, muss wis­sen, ob es ihm dabei um Gesund­heit oder Aus­se­hen geht. Ebenso muss vor der Ein­füh­rung von Lean-​​Management bekannt sein, wel­che Ziele erreicht wer­den sol­len. Die Mög­lich­kei­ten ran­gie­ren von der Opti­mie­rung der Geschäfts­pro­zesse über die Stei­ge­rung der Ser­vice­qua­li­tät bis hin zur Ver­min­de­rung von Aus­schuss.
Unter­stüt­zung leis­ten digi­tale Orga­ni­sa­ti­ons­in­stru­mente, von denen einige von den Aus­stel­lern der Lean-​​Konferenz bewor­ben wur­den. Neben Ange­bo­ten von Soft­ware für das Shopfloor-​​Management (Hey Do GmbH oder Mit­tel­stands­zen­trum 4.0) prä­sen­tier­ten Aus­stel­ler der Kon­fe­renz auch Soft­wares für die Simu­la­tion mög­li­cher Lean­an­sätze vor der Ein­füh­rung (Sim­pVSM) und bran­chen­spe­zi­fi­sche Lösun­gen (bspw. Skill Soft­ware GmbH aus der Bau– und Ener­gie­wirt­schaft). Am Wich­tigs­ten ist jedoch Durch­hal­te­ver­mö­gen. Schließ­lich ist Lean-​​Management ein kon­ti­nu­ier­li­cher Ver­bes­se­rungs­pro­zess.