Horx – und wie er die Welt sieht!
Ein kurzer Blick auf den Impulsvortrag der Hessischen Innovationskonferenz
Beschäftigt man sich mit dem Thema Zukunft und/oder Digitalisierung tauchen bei einschlägigen Suchmaschinen oder in Schlagzeilen der Printmedien häufig Buzzwords wie Disruption, Industrie 4.0, Cloud Computing, etc. auf. Das Wort „Liebe“ fehlt in diesen Auflistungen immer. Bei Matthias Horx ist das anders. FUTURE LOVE – Wie wir lieben werden – erzielt nicht nur beim Publikum in Frankfurt höchste Aufmerksamkeit. Kann man überhaupt etwas über die „Zukunft der Liebe“ aussagen? Und welche Megatrends wie Urbanisierung, Individualisierung oder Digitalisierung spielen hierbei eine entscheidende Rolle? Dieser und anderen spannenden Fragen ging Matthias Horx in seinem Eröffnungsvortrag auf der 1. Hessischen Innovationskonferenz am 6.12.2017 in Frankfurt nach.
Matthias Horx hat 1998 das Zukunftsinstitut mit Sitz in Frankfurt und Wien gegründet. Sein Zukunftsinstitut ist in Frankfurt in der Kaiserstraße im Bahnhofsviertel beheimatet. Dass sich ein Unternehmen, besser gesagt ein Think Tank, im Frankfurter Bahnhofsviertel ansiedelt, konnte sich vor 20 Jahren auch niemand vorstellen. Auf diese urbane Entwicklung kam Matthias Horx dann später noch mal zurück. Er beschäftigte sich zunächst mit dem als Business Bullshit Bingo bekannte Aneinanderreihen von „angesagten“ Stichworten in der jeweiligen Wissenschaftsdisziplin, das auf den Philosophen Harry G. Frankfurt und seinen Band „Bullshit“ zurückgeht. Auf die Zukunftsforschung angewendet, fordert Horx das kritische Hinterfragen bestimmter Begriffe.
Er kritisiert besonders die Darstellung der digitalen Zukunft als schwarzes Loch, in das z.B. die Arbeitsplätze fallen. Durch die seit Jahren verwendete Bildsprache wird Angst geschürt: die Digitalisierung wird als Entkörperung, Menschenersatz durch Daten und Zunahme der Geschwindigkeit gesehen. (Suchen Sie mal auf einer beliebigen Foto-Plattform das Stichwort Digitalisierung). Aber wird die Zukunft so kommen? Horx prophezeit eher eine Zunahme der Jobs, wie bei allen vorangegangenen technischen Revolutionen auch: durch die kaskadenförmige Ausweitung der Aufgaben.
Horx setzt auf das Konzept Technolution, dessen wichtigste Zutaten sind
- Disruption: durch den vorangegangenen Mangel an evolutionärem Wandel (wie heute in der Automobilindustrie erkennbar).
- Die wichtigsten Innovationen entstehen aus den neuen Innovationszentren in Creative Cities, wo Wohnen, Arbeiten, Einkaufen und Unterhaltung gut gemischt sind. Sie wirken gegen den Trend der 50er und 60er Jahre, wo die Stadtfunktionen streng getrennt wurden. Der Wandel von Mono– zu Multifunktionsstädten wird sich fortsetzen und die Kreativität weiter steigern.
- Zukunft entsteht, wenn Beziehungen gelingen. Dort wo Respekt vor dem anders sein verbindet.
- Digitalisierung birgt entgegen den landläufigen Meinungen viele Chancen: digitale Erleuchtung bringt Sharing, Remixing, Interacting, Becoming (“werden”).
Ein spannender Auftakt zu einem gelungenen Kongress. Weitere Stimmen dazu finden Sie hier.
Dr. Kai Blanck und Ulrike André
Regionalberater IHK Hessen innovativ