Hilfe aus dem Weltraum für eine krisenfeste Internetverbindung – IPoverSatellite
Die Versorgung von breitbandigen Internetverbindungen soll in Zukunft von einem auf europäischer Ebene installierten Satellitennetz möglich sein. Bei dem Lesen dieser Nachricht schießen der geneigten Leserschaft sofort mindestens zwei Gedanken durch den Kopf: IP over Satellite gibt es doch schon und der Breitbandausbau ist doch in vollem Gange, was brauchen wir noch Internet aus dem Weltraum? Bei genauerem Hinsehen gibt es einige wichtige Aspekte, die aus einem scheinbar teuren, prestigeträchtigen Vorhaben eine hochspannende und notwendige Infrastrukturmaßnahme machen.
An einem Projekt teilzunehmen, dass ein Satellitensystem auf europäischer Ebene plant, was eine breitbandige Internetversorgung zur Verfügung stellen soll, ist neben dem technischen Aspekt auch sehr politisch. Zum einen gibt es mehrere Firmen, die zum Teil schon Satelliten im Weltraum haben und sich in der Betaphase befinden. Hier sei z. B. das Projekt Starlink genannt oder OneWeb, natürlich gibt es auch schon viele kleinere Spezialanwendungen, bei dem es eine Satellitenversorgung für IP-Verkehr gibt. Auch ist das europäische Satellitennavigationssystem Galileo sowohl von der Zeitplanung als auch von den Kosten aus dem Ruder gelaufen und nun soll schon wieder solch ein großes technisches Projekt mit Satelliten gestartet werden? Außerdem wird gerade sowohl auf terrestrischer Ebene mit Glasfaserausbau als auch im Mobilfunk mit dem Ausbau des 5G Netzes eine sehr gute Internet– Konnektivität geschaffen.
Die Motivation, noch stärker die Gebiete auszuleuchten, die von beiden eben genannten Versorgungsarten nicht gut bedacht werden, kann nicht alleine der Grund für ein solches milliardenschweres Projekt sein. Die EU Kommission hat den Betrieb eines eigenen Satelliten– Internets als Infrastrukturvorhaben identifiziert. Was steckt dahinter? Wichtig ist eine resiliente Internetversorgung in Europa zu schaffen, weil fast unsere gesamten Kommunikationsdienste (Mail, Web, Sprache, Fernsehen, Videocalls, Dateitransfer, Clouddienste) auf IP-Übertragung basieren. Die Frequenzen, mit denen die Satelliten mit den Basisstationen kommunizieren, sind limitiert. Wir dürfen nicht darauf warten, dass wir hier das nachsehen haben.
Das europäische Parlament hat Anfang Februar 2022 einen weitsichtigen Vorschlag zum Aufbau eines eigenen europäischen Satellitennetzwerkes für Internetversorgung mit anteiliger privatwirtschaftlicher Beteiligung gemacht, das im Jahr 2028 in Betrieb gehen soll. Natürlich wird der Aufbau Geld kosten. Neben der besseren Versorgung gerade des ländlichen Raumes erscheint aber gerade der Aspekt der Schaffung einer robusteren, resilienteren IP-Infrastruktur sehr einleuchtend zu sein. Wir sollten dem Vorhaben im Sinne einer Erhaltung eines Großteils unserer technischen Kommunikationsfähigkeit äußerst aufgeschlossen sein.
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Quelle: Markus Mahler, s.a.d Systemanalyse und –Design GmbH (Anbieter von Verkehrstelematik), Kassel