Große Summen für High Tech Ideen – kein Problem mehr in Deutschland
Ein Unicorn oder Einhorn ist ein Start up, also ein junges, innovatives Unternehmen mit einer Marktbewertung über einer Milliarde US-Dollar vor dem Börsengang. Der Wert errechnet sich aus der Einlage oder Bewertung des letzten Investors. Bis vor 10 Jahren waren solche Bewertungen nur bei US-amerikanischen Start ups denkbar. Niemand hätte behauptet, eine deutsche Gründung könnte so schnell so wertvoll werden. Das war allenfalls ein heimlicher Wunsch einiger Entrepreneurship Professoren oder VC-Enthusiasten, einmal möge so eine Entwicklung in Deutschland klappen. Es gibt mittlerweile einige Start ups, die aus eigener Kraft, also ohne ein Unternehmen als Geburtshelfer so wertvoll wurden. Deutsche Unicorns sind:
- Auto1 (Autohandel, gegr. 2012)
- CureVac (Biotechnologie, gegr. 2000)
- Delivery Hero (Lieferservice, gegr. 2011)
- HelloFresh (Lieferservice für Zutaten, 2011)
- Home24 (Möbelhandel, 2012)
Es fällt auf, sie stammen bis auf das Biotech-Unternehmen alle aus Berlin und bedienen Endkunden. Aktuell werden vom Managermagazin weitere Kandidaten für ein deutsches Einhorn beobachtet:
Getyourguide, die Plattform für Urlaubsaktivitäten, wurde 2009 von Johannes Reck und Tao Tao und drei Mitgründern in Zürich gestartet, seit einigen Jahren sitzt das Startup nun in Berlin. Über das Portal lassen sich beispielsweise Bootstouren oder Museumskarten kaufen. In sechs Finanzierungsrunden konnte das Startup laut Crunchbase insgesamt 170,5 Millionen US-Dollar von Investoren wie KKR einsammeln und sein Geschäft auf über 40.000 angebotene Aktivitäten ausbauen. Die Bewertung ist nach Gründerszene-Informationen hoch, aber noch unter einer Milliarde Dollar.
N26 ist der Hoffnungsträger der deutschen Fintech-Szene. Insgesamt 1,5 Millionen Kunden verwenden die Banking-App, die Maximilian Tayenthal und Valentin Stalf 2013 in Berlin gegründet haben. Mehr als 200 Millionen hat das Startup unter anderem vom chinesischen Tencent bekommen. Bei der letzten Finanzierungsrunde lag die Bewertung nach Informationen von Gründerszene und Finanz-Szene.de bei 750 Millionen Dollar.
Das Fernbus-Unternehmen Flixbus ist zum dominanten Player in Europa aufgestiegen. Seit einiger Zeit bieten die Münchner auch Züge an – unter dem Label Flixtrain. Gegründet wurde das Startup 2011 von Daniel Krauss, Jochen Engert und André Schwämmlein. Wie viel Geld Flixbus von Investoren bekommen hat, ist nicht bekannt. Der bekannte Geldgeber Silverlake ist Ende 2016 eingestiegen. Damals lag nach Gründerszene-Informationen die Bewertung noch unter einer Milliarde US-Dollar.
GoEuro aus Berlin vermittelt über seine Plattform vor allem Bahnreisen in Europa. Gegründet wurde das Unternehmen 2012 von Naren Shaam. In sechs Finanzierungsrunden soll das Startup laut Crunchbase insgesamt etwa 150 Millionen Dollar eingenommen haben. Deutsche Startups berichtete kürzlich über eine anstehende Finanzierungsrunde mit einem dreistelligen Millionen-Betrag.
SumUp aus Berlin macht Geschäft mit Einzelhändlern, die für ihren Shop ein Kartenlesegerät brauchen. Das Unternehmen fusionierte mit dem Rocket-Startup Payleven. 2017 sagte Gründer Marc-Alexander Christ gegenüber Gründerszene, dass 2011 gegründete Bezahl-Startup trage sich seit einigen Monaten selbst. Der Jahresumsatz liege bei 200 Millionen Dollar, sagte der Gründer gegenüber Deutsche Startups.
Bei den genannten Start ups können wir von Finanzierungsrunden mit dreistelligen Millionenwerten lesen. Das ist also mittlerweile durchaus möglich in Deutschland, wenn die Beurteilung der Wachstumschancen von Gründungsteam und Geldgeber übereinstimmen.
Dr. Kai Blanck
IHK Hessen innovativ