Die Corona-Wirtschaft – mit Vollgas in die digitale Zukunft
Die Corona-Pandemie hat die Wirtschaft weitestgehend lahmgelegt. Gleichzeitig hat sich in den Köpfen der bislang größten Bedenkenträger einiges bewegt: Arbeiten im Homeoffice wird selbst dort zur Pflicht, wo es noch vor wenigen Wochen verboten war. Online-Shops waren über Wochen der einzige Vertriebskanal zahlreicher Geschäfte. Vielen Unternehmern ist klar geworden, dass sie die Digitalisierung vorantreiben müssen, wenn sie geschäftsfähig bleiben wollen.
Die Welt mit Corona beschäftigt sich mit völlig neuen Fragen: Welche Software ist für unsere Videokonferenzen am besten geeignet? Wie schnell können wir die Mitarbeiter mit mobilen Geräten ausstatten, mit denen das Arbeiten auch von zu Hause sicher möglich ist? Wo erhalten Führungskräfte die nötigen Methodenkenntnisse, mit denen sie ihre Teams auch aus der Ferne führen können? Die Arbeitswelt erlebt gerade einen Paradigmenwechsel, der für die meisten bisher undenkbar war. Die erstaunliche Erkenntnis dabei: Alles das, was Kritiker bis vor kurzem noch mit „Geht nicht!“ abstempelt haben, geht auf einmal doch.
Die Unternehmen und Institutionen in Deutschland sind von diesem digitalen Schock wohl besonders betroffen. Die digitale Transformation wurde in Deutschland bisher doch eher behutsam angegangen. Das Resultat: Ob Breitband oder e-Government, digitale Klassenzimmer oder Social-Media-Kanäle – Deutschland liegt bei der Digitalisierung weit hinter der internationalen Konkurrenz zurück. Durch Corona erwacht nun eine ganze Nation aus dem Dornröschenschlaf und wird plötzlich digital – und zwar schnell, professionell und zielorientiert.
Nah am Kunden trotz Abstand
Zahlreiche virtuelle Konferenztools, digitale Kommunikations– und Kollaborationstool stürmen aktuell die Märkte. Sie heißen Webex, Zoom, Skype, MS-Teams oder CME24. Die Einsatzmöglichkeiten sind enorm: Von virtuellen Teammeetings, über komplexe online-Beratungen bis hin zu moderierten Fachkonferenzen und interaktiven Workshops – alles was sich in der analogen Welt bereits bewährt hat, ist mit Funktionen wie das digitale Whiteboard, die Einrichtung von Outbreak-Sessions (zur Kleingruppenarbeit), die Freigabe von Bildschirmen oder das Teilen von Dateien online ein Kinderspiel.
Doch können persönliche Begegnungen 1:1 auf die Online-Welt übertragen werden? Wie funktioniert die digitale Kommunikation mit Kollegen, Mitarbeitern und Kunden? Welche Tools und welche Methoden sind vielversprechend und auf welche sollte ich lieber verzichten? Antworten auf diese Fragen findet man in diesen Tagen in Kreativ-Webinaren und Corona-Blogs rund um das Thema „Arbeiten auf Distanz“.
„Online“ versus „Live“ – anders arbeiten nach anderen Regeln
Eines ist sicher: Die Arbeit auf Distanz hat ihre Tücken. Kollegen, Kunden und Partner müssen nicht nur die Technik im Griff haben, die virtuelle Kommunikation, Kollaboration und Interaktion bringt auch methodische Herausforderungen mit sich. Hier kann man von der IT-Branche lernen, in der die Arbeit in dezentralen Teams nichts neues ist. Dort setzt man schon lange auf Agilität. Agiles Arbeiten in verteilten Teams funktioniert allerdings nur mit Flexibilität, Transparenz und Verbindlichkeit. Herzu einige Tipps:
Agiles Arbeiten im Homeoffice
- Struktur: Geben Sie dem Arbeitstag eine feste Struktur und schaffen Sie Verbindlichkeit.
- Transparenz: Beginnen Sie mit einem Daily Standup-Meeting im Team den Arbeitstag. Jeder erzählt kurz über seine Arbeiten von Gestern und Heute.
- Offenheit: Wöchentliche Projektmeetings mit Feedbackrunde in Form einer Retrospektive.
Die aktuelle Situation ist jedoch nicht nur organisatorisch eine große Herausforderung für uns. Wir brauchen aktuell vor allem die Kompetenz mit unseren negativen Gefühlen und Ängsten klar zu kommen. Dafür ist es wichtig unseren inneren Kritiker zu Wort kommen zu lassen und auch den von unseren Team Kollegen anzuhören. Hat der Kritiker erstmal seinen ganzen Frust oder seine Sorgen ausgesprochen, geht es ihm meist schon besser und wir erhalten wieder Zugriff auf unser Erfahrungsgedächtnis und damit auf unsere Lösungskompetenzen. Damit wird es auch leichter in der Zusammenarbeit im Team und sich auch auf Distanz zu unterstützen.
Dr. Thomas Niemann
Stellvertretender Leiter, IHK Hessen innovativ, Frankfurt
t.niemann@frankfurt-main.ihk.de