Lean Konferenz 2017 – Rückblick
Ist das noch Lean oder schon Industrie 4.0?
Die Lean-Community kam am 21. Februar in der IHK Frankfurt am Main zusammen, um auf der von ´IHK Hessen innovativ´ organisierten Lean Konferenz 2017 das Thema „Lean-Production im Zeitalter von Industrie 4.0“ zu beleuchten. Eine wichtige Frage war, ob das Zusammenspiel von Lean und Digitalisierung neue Ansätze zur Optimierung von Produkten und Prozessen bieten kann.
Auch diese dritte Lean-Konferenz war mit 250 Teilnehmern, 15 Ausstellern und 14 Vorträgen in den Foren sowie einer Expertendiskussion wieder ein voller Erfolg. Neben Anwenderberichten, die meist schon bekannte Technologien als Industrie 4.0-Anwendung titulierten, und den derzeit üblichen „Industrie 4.0-Vorträgen“, gab es zwei Highlights der Veranstaltung, die auch den Tenor der Veranstaltung widerspiegelten: Das Grußwort der Bundesministerin für Wirtschaft und Energie, Brigitte Zypries sowie den Vortrag von Prof. Dr. Metternich, Leiter des PTW an der TU Darmstadt. Die Lean-Prinzipien haben mit der digitalen Transformation technische Unterstützung bekommen. Daraus leitet sich die Frage ab, ob und wie Industrie 4.0 mit Lean Management zusammenwirken kann. Diese Frage und ihre Bedeutung für die Gestaltung einer zukunftsfähigen Produktion stand im Fokus der Lean Konferenz 2017.
Impressionen
Erst optimieren, dann digitalisieren
Brigitte Zypries zeigte die Aktivitäten ihres Ministeriums im Industrie 4.0-Umfeld auf. Ihre Kernaussage war, dass Industrie 4.0 Lean nicht überflüssig macht. Man könne natürlich auch schlechte Prozesse digitalisieren, müsse sich dann aber nicht wundern, wenn das erstrebte Ergebnis von höherer Effizienz nicht eintritt. Ihr Fazit lautete: Erst die Prozesse optimal gestalten und dann diese Prozesse digitalisieren.
Unter dem Titel „Lean 4.0 – Widerspruch oder geniale Ergänzung?“ stellte Prof. Dr. Metternich sehr differenziert Lean und Industrie 4.0 gegenüber und ordnete diese Ansätze im Haus des Toyota Produktionssystems ein. Zu Beginn setzte er sich mit dem Konzept der Smart Factory von Audi auseinander, bei dem die Autos in Zukunft nicht mehr am Fließband, sondern in einer Modularen Montage entstehen sollen. Er äußerte Zweifel daran, dass die Logistik nach diesem Konzept funktionieren kann, lobte aber den Mut von Audi, dieses große Experiment zu wagen.
Prof. Metternich räumt ein, dass er vor einigen Jahren strikt gegen Computer im Fertigungsumfeld gewesen sei, unter anderem weil Daten oft nicht aktuell waren. Heute seien Informationen in Echtzeit verfügbar und vernetzt. Dies seien gute Argumente für die Nutzung der Digitalisierung in der Fabrik. Doch ein Fluss könne nur entstehen, wenn aus den einzelnen Stationen vorher die Verschwendung herausgenommen wurde. Verbesserungsprogramme für Prozesse und Mitarbeiter seien deshalb unerlässlich. Letzten Endes plädierte Prof. Metternich dafür, sich unemotional mit den neuen Möglichkeiten der Digitalisierung, insbesondere neuen Geschäftsmodellen auseinanderzusetzen und dann den eigenen, zum Unternehmen passenden Weg zu suchen. Bewährte Technologie solle erst optimiert und Lean umgesetzt werden – erst dann sei eine weitergehende Digitalisierung der Fertigungsprozesse sinnvoll.
Autor: Prof. Dr. Constantin May, Hochschule Ansbach
https://www.cetpm.de
Veröffentlicht auf: https://www.cetpm.de/yokoten-magazin.ikt?aktion=ansicht&mID=55
Steuerkreis der Lean Konferenz 2017
Siri Adolph | Wolfgang Epp | Tayfun Kaymakci | Christian Kosmak | Dr. Oliver Köster–
Zukunftsausblick
Die nächste Lean-Konferenz gibt es am 19. Februar 2019. Zu welchem Thema? Auf jeden Fall wieder „Lean“!