Lean Konferenz 2015 – Rückblick
Mehr Effizienz in Administration, Office und Services
Nach dem großen Erfolg in 2013 fand am 24. Februar 2015 die zweite Lean-Konferenz von IHK Hessen innovativ in Kooperation mit dem Arbeitskreis „Lean for Professionals“ statt. Mehr als 250 Teilnehmer kamen auch dieses Mal in der IHK Frankfurt zusammen, um über die Chancen und Herausforderungen bei der Einführung von Lean in den Geschäftsbereichen Administration, Office und Services zu diskutieren.
Impressionen
Lean Management heißt „dranbleiben“
Lean Management heißt „dranbleiben“, so Karen Hoyndorf, die stellvertretende Präsidentin der Industrie– und Handelskammer Frankfurt am Main in ihrer Begrüßungsrede zur Lean Konferenz 2015. Prozesse müssten kontinuierlich optimiert werden. Nicht zuletzt seit der Finanzkrise gehe es in Unternehmen darum, Verwaltungskosten zu senken, und – bei einer möglichst unveränderten Anzahl von Mitarbeitern – mehr Umsatz zu erzielen. Eine wichtige Funktion habe die Personalführung bei der Einführung des Lean Managements. Das Commitment der Geschäftsführung, so Hoyndorf, sei ausschlaggebend für die Motivation der Mitarbeiter. Darüber hinaus müsse schon bei der Rekrutierung von Personal an besondere Qualifikationen und Kompetenzen gedacht werden, die die Verstetigung einer Lean-Kultur erst möglich machen. Allein das Überschreiten von Abteilungsgrenzen sei oft mit großen Schwierigkeiten verbunden: „Hier sind interne Experten gefragt.“
Wie wichtig sind Methoden?
Unterschiedlicher Ansicht waren die Referenten und Referentinnen aus Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung, was die Bedeutung von Methoden angeht, die aus dem Lean Management in der Produktion bekannt sind. Prof. Joachim Metternich von der TU Darmstadt plädierte dafür, nicht die Methoden, sondern das Lean-Thinking zu übertragen und den Fokus von der Verschwendung, auf Wertschöpfung zu lenken. Prozesse dienten dazu, Probleme schnell sichtbar zu machen und einen „Fluss“ zu erzeugen. Mitarbeiter können durch ein tägliches „Abweichungsmanagement“ kontinuierlich zu Verbesserungen beitragen. Daher sei es wichtig, Mitarbeiter und Prozesse gleichzeitig zu entwickeln. Der Forscher schlägt eine „Prozesslernfabrik“ vor, in der die Produktion mit indirekten Bereichen verknüpft wird und Praktiker geschult werden können. Während die einen eine Übertragung etwa des Shadowboards (Methode 5 S) auf administrative Arbeitsplätze für wenig zielführend hielten – waren andere der Ansicht, dass gerade im Hinblick auf sogenannte Sharing-Arbeitsplätze, also Arbeitsplätze die von mehreren Mitarbeitern genutzt werden, Prinzipien der Ordnung und Sauberkeit eine besonders wichtige Rolle spielen können.
Arbeitsumfeld und „gesunde“ Prozesse
Die Gestaltung des Arbeitsplatzes und seines Umfeldes kann das Wohlbefinden der Mitarbeiter deutlich erhöhen, berichtete Dr.-Ing. Jörg Schneider, über sein Projekt „Das gesunde Büro“ bei der EDAG Production Solutions GmbH. Als Beispiele für produktivitätssteigernde Maßnahmen nannte er spezielle Farbkonzepte, „Denkerzellen“ im Großraumbüro, die „Kapselung“ von Druckern und Kopiergeräten sowie Wasserwände und Pflanzen zur Klimaverbesserung, ergonomische Stühle und elektrisch höhenverstellbare Schreibtische. Wenn darüber hinaus Funktionen und Arbeitsabläufe auch räumlich zusammenrücken, kommt es zu Zeit– und Materialersparnis, Prozesse können wesentlich verschlankt werden, die Produktivität steigt.
Messen oder nicht Messen?
Eine Frage, die nicht einfach zu beantworten war. „Jeder sollte mit einem guten Gefühl nach Hause gehen“, so Dieter Finkeldei, KVP-Manager der WIKUS-Sägenfabrik – Wilhelm H. Kullmann GmbH & Co. KG. Natürlich sei es wichtig, Kennzahlen zu haben, um Erfolge nachweisen zu können. „Wir sind es unseren Mitarbeitern geradezu schuldig, ihnen eine Messlatte an die Hand zu geben, damit sie sich selbst und ihre Leistungen einschätzen können und zufriedener sind“, so das Credo. Kennzahlen sind nicht einfach zu erheben, die Akzeptanz bzw. die Identifikation der Mitarbeiter mit den Zahlen ist ausschlaggebend. Dafür sei es allerdings notwendig, die Ziele für Mitarbeiter „herunter zu brechen“, unterstrich die Unternehmensberaterin Traudel Orth.
Michael Wickenhöfer, Viessmann Werke GmbH & Co. KG, war der Meinung, dass – zumindest bei der Einführung des Lean Managements – Zurückhaltung geboten sei, es seien anfangs noch keine Kennzahlen notwendig. Und auch Prof. Metternich warnte, dass das Controlling „mit spitzem Bleistift“ für ein gerade aufgesetztes Lean-Projekt nicht förderlich ist. Erfolgs-Stories, so Joachim Metternich, sind sehr wichtig. Wenn Mitarbeiter von ihren guten Erfahrungen mit Lean-Management berichten, sind das „Leuchttürme“, die die Kommunikation entscheidend erleichtern, Neugierde wecken und motivieren, pflichtete der Viessmann-Repräsentant bei.
Geht es auch schlank im Mittelstand?
fragte der TV-Moderator Thomas Ranft, die Teilnehmer am Ende des Tages.“ Ja“, war die einhellige Meinung. Allerdings gilt die Regel „Gut Ding will Weile haben“ offenbar auch für die Einführung des „Lean-Managements“. Gute Vorbereitung ist wichtig. Die Mitarbeiter müssen mitgenommen werden, betonten die Unternehmensvertreter, ob durch Überzeugungsarbeit oder über Success-Stories. Nur so tragen die Mitarbeiter den Lean-Gedanken auf Dauer mit. Doch nicht nur die Mitarbeiter müssen zu Veränderungen bereit sein, sondern auch die Führungskräfte. Dafür benötigen auch sie Kompetenzen, die nicht einfach vorausgesetzt werden können. Vertrauen, und Glaubwürdigkeit sind, so Metternich, gute Voraussetzungen für das Gelingen.
Autorin: Beate Schlink, RKW Kompetenzzentrum
Veröffentlicht auf: http://www.rkw-innovationsblog.de/
Programmübersicht
Keynote
- Schlanke Administration – wenn Lean die Produktion verlässt
Parallele Foren | 1. Runde
- Forum 1a: Lean bei VISSMANN und WIKUS
- Forum 1b: Hochschulinstitut CETPM u. SIEMENS Gasturbinenwerk
Parallele Foren | 2. Runde
- Forum 2a: Lean bei EDAG und LUFTHANSA Cargo
- Forum 2b: LeanAdmin@TRUMPF Grüsch
Parallele Foren | 3. Runde
- Forum 3a: Lean bei SIEMENS (F) und ABB (CH)
- Forum 3b: Shopfloor Management und priMA – Stadtverw. Mannheim
Expertendiskussion
Aussteller
- Alphadi
- CETPM
- Festool Engineering
- LMX Consulting
- Mappei-Organisation
- Salt Solutions
- MoreSteam
- Lean Professionals Gruppe Karlsruhe
- RKW Kompetenzzentrum
- BMBF–
Forschungsprojekt PROMIDIS - WEIGANG
- TPM AG – Arbeitsgemeinschaft
- SIEBEN Consulting
- SOLUTICON GmbH
- Factory Consultants
Netzwerkpartner
- Bundesverband mittelständische Wirtschaft (BVMW)
- gfo
- TOP
Medienpartner
- LeanMagazin
- cinevita entertainment
Steuerkreis der Lean Konferenz 2015
Marco Okhovat–
Zukunftsausblick
2017 gibt es die nächste Lean-Konferenz. Zu welchem Thema? Auf jeden Fall wieder „Lean“!