Bio-Printing und 3D-Druck für die Medizin – Marburg
Hörgeräte, Zahnersatz oder Prothesen haben eine individuelle Geometrie mit komplexer Struktur und die Bauteile sind zudem häufig klein. Hier können aufbauende Fertigungsverfahren ihre besonderen Qualitäten ausspielen. Die weltweit erste funktionstüchtige Prozesskette für die generative Herstellung von individuellem Zahnersatz wurde 2004 kommerzialisiert. Der Dentalbereich hat sich seitdem zu einem der größten Märkte für die direkte additive Fertigung entwickelt. Daneben wird an zahlreichen weiteren Themen geforscht. So bietet der schichtweise Aufbau die Möglichkeit zur Realisierung von Innenhohlraumstrukturen, wie man sie beispielsweise in der Natur bei Knochen findet. Durch die Entwicklung neuer Materialien für den 3D-Druck ist die Nutzung additiver Prozesse mittlerweile auch für die Herstellung von Prothesen aus medizinischen Silikonen möglich, ebenso wie die Erzeugung knochenverträglicher Implantate aus PEEK. Unter dem Bio-Printing hat sich in den letzten Jahren ein neues Anwendungsgebiet für additive Prozesse entwickelt. Gemeint sind Verfahren, die mit Techniken des Tissue Engineering menschliches oder tierisches Gewebe durch 3D-Drucken von zuvor gezüchteten Zellen in einer Biotinte herstellen können. Mediziner setzen in das Bioprinting große Hoffnung, denn auf lange Frist scheint der 3D-Druck menschlichen Gewebes, etwa von Hautpartien zur Behandlung von Brandverletzungen, ebenso möglich, wie die additive Erzeugung ganzer Organe und Teilen von Blutgefäßen. An der Philipps-Universität Marburg erforscht die Zahnmedizinerin Prof. Christine Knabe-Ducheyne seit 2011 neue Biokeramiken für die additive Fertigungstechnik, die sie für den Aufbau kollabierter Kieferknochen einsetzt, um körpereigenes Knochenwachstum zu stimulieren. Der so genannte Scaffold kann dabei in einem weiteren Schritt mit Knochenzellen und Wachstumshormonen angereichert werden und auch Mikro-Blutgefäße enthalten. Mit Blick auf diese Expertise am Universitätsstandort Marburg lädt die Hessen Trade & Invest GmbH als Wirtschaftsentwicklungsgesellschaft des Landes Hessen am 21. Februar 2017 zu einer Halbtagesveranstaltung an der Philipps-Universität ein, um die Potenziale additiver Technologien für die Medizintechnik zu diskutieren.
Partner der Veranstaltung sind IHK Hessen innovativ, Materials Valley e.V. und TransMIT GmbH.