Digitalisierung bei der Bahn – mehr als WLAN in der zweiten Klasse
Manchmal verbergen sich interessante Digitalisierungs-Projekte hinter Presseerklärungen, die noch nicht so recht wahrgenommen wurden. So bei der Deutschen Bahn, die bereits im Februar im House of Logistics & Mobility (HOLM) in Frankfurt mitgeteilt hat, dass sie ab 2020 sämtliche Waggons mit Sensoren ausrüsten und fernüberwachen will. Siehe hier.
Das Projekt „ampulse“ soll die Bahn demnach fit machen für die Zukunft und effektivere Abläufe, z.B. bei der Wartung der Güterwaggons einführen. Dazu wird die Wartung nach tatsächlichem Zustand (englisch predictive maintenance) eingeführt. Ein weites Feld im Bereich Industrie 4.0 oder Digitalisierungsmöglichkeiten in der Industrie. Ein Sensor misst z.B. die Vibrationen an den Rädern und meldet Auffälligkeiten bevor ein großer Schaden eintritt. Die Sensoren sind mit einer speziellen Technik ausgerüstet, die ihre kabellose und autarke Stromversorgung für die Messungen und Funkmeldungen ermöglichen. Nur so ist vorstellbar, dass eine Nachrüstung aller (!) Waggons überhaupt bezahlbar ist. Für Spezialisten: das Fraunhofer Institut LBF hatte schon vor 5 Jahren berichtet, dass sie einen solchen energieautarken Sensor für die Bahn entwickelt haben, der seinen Strom mit Hilfe einer winzigen Zelle erntet (energy harvesting). Manche Systeme beziehen den Strom aus den Schwingungen von Waggons, andere aus Temperaturdifferenzen zwischen drinnen und draußen an Flugzeugflügeln. Entscheidend in diesen Systemen ist auch das Energiemanagement und die intelligente, sprich extrem stromsparende Übertragung der Daten an eine Zentrale. Bei der Bahn geschieht das beim Vorbeifahren an bestimmten Punkten mit entsprechenden Empfängern.
Beim Digital-Projekt „ampulse“ der Bahn spielt sicher auch die mathematische Auswertung der gewonnenen Daten eine große Rolle. Das Erkennen von Mustern in einem riesigen Datensatz mit Hilfe von mathematischen Algorithmen ist wieder so eine neue enabeling Technologie, die häufig im Zusammenhang von Industrie 4.0 genannt wird. Man spricht auch von Big Data Auswertung, die z.B. auch für die frühzeitige Erkennung bzw. Vorhersage von Schäden an Rädern oder Achsen enorm wichtig ist.
Man erkennt an der Pressemeldung, dass viele Technologien vorhanden sind, um Fragen zu beantworten oder Probleme auch in anderen Industriesektoren zu lösen. Die Digitalisierungs– Experten sprechen von einem Bündel voller „enabeling technologies“, wie die Sensoren im aktuellen Bericht, weiter sind z.B. GPS, 3D-Druck und Künstliche Intelligenz, um nur einige zu nennen. Wir bei ´IHK Hessen innovativ´ denken, dass Unternehmen sich davon inspirieren lassen könnten, um andere Probleme zu lösen.
Informieren sie sich über die Möglichkeiten. Wir beraten sie kostenlos und neutral. Zum Beispiel bei der Veranstaltung „Chance digital“ am 29. September 2017 in Frankfurt und in Kooperation mit dem MiT 4.0 aus Darmstadt.
Dr. Kai Blanck
IHK Hessen innovativ
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